HEJSupport spricht sich gemeinsam mit anderen Umweltverbänden für eine rasche Entscheidung zu Kriterien für Hormongifte aus. Wir brauchen eine sichere Identifizierung von Hormongiften, die das höchst mögliche Schutzniveau für Umwelt und Gesundheit bietet.
Download Gemeinsames Statement
—
Weitere Verzögerung von Kriterien für Hormongifte bedroht unnötig unsere Gesundheit und die Umwelt
Die Diskussion um die Identifizierungkriterien für Hormongifte sorgt weiterhin für Unstimmigkeiten unter den EU Mitgliedsstaaten. Wieder konnte im zuständigen Fachausschuss am 18. Mai 2017 keine Einigung über den von der EU Kommission vorgelegten Kriterienvorschlag erzielt werden.
Die europäische NGO-Allianz EDC-Free Europe und deren deutsche Mitglieder BUND, Coordination gegen Bayer Gefahren, HEJSupport, PAN Germany, Umweltinstitut München und WECF fordern die Europäische Kommission und die EU Mitgliedsstaaten auf, den Vorschlag im Sinne des Umwelt- und Gesundheitsschutzes deutlich zu verbessern und warnt vor weiteren Verzögerungen und dem Scheitern einer Einigung.
Die EDC-Free Allianz und ihre deutschen Mitglieder haben wiederholt kritisiert, dass der bestehende Kommissionsvorschlag eine unrealistisch hohe Beweislast erfordert (1), welche die Identifikation von Substanzen mit hormonschädlichen Eigenschaften sehr schwierig macht und wahrscheinlich zu keiner oder einer sehr eingeschränkten und verzögerten Regulierung dieser gefährlichen Stoffe führen würde. Außerdem wurde u.a. von der deutschen Bundesregierung eine Ausnahmeregelung vorgeschlagen, wonach bestimmte, speziell als hormonschädigende Wirkstoffe entwickelte Pestizide und Biozide, nicht als Hormongifte eingestuft und reguliert werden sollen. Dieses Schlupfloch stellt den Schutzanspruch der Gesetzgebung auf den Kopf. Die Umweltverbände warnen die EU Kommission und die EU Mitgliedsstaaten davor, den Vorschlägen der Industrie zu folgen und eine risikobasierte Ausnahme in der Pestizidverordnung zu verankern, die Mensch und Umwelt einer weiteren Belastung durch giftige Gemische von hormonschädlichen Pestiziden aussetzen würde.
Mit dreijähriger Verspätung hatte die EU Kommission im Juni 2016 endlich einen Vorschlag für Kriterien zur Identifizierung von Hormongiften vorgelegt, nachdem ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs der Verzögerungstaktik der EU-Kommission Einhalt geboten hatte. (3) Der Vorschlag der Kommission ist trotz inzwischen mehrfacher Überarbeitung noch immer Ursache heftiger Kritik und Kontroversen unter den Mitgliedsstaaten. (2)
“Die Wissenschaft ist sich einig über die schädlichen und irreversiblen Auswirkungen von hormonschädigenden Stoffen. Es ist jetzt Zeit zu handeln und Europa hat die Möglichkeit mit gutem Beispiel voranzugehen. Schützende Kriterien sind notwendig, um die Exposition der Bevölkerung gegenüber solchen gefährlichen Substanzen zu reduzieren und damit auch die unnötige Belastung der öffentlichen Haushalte durch steigende Gesundheitskosten“, sagt Genon Jensen, Sprecherin von EDC-Free Europe.
Wissenschaftler, Organisationen der Zivilgesellschaft und gemeinnützige Krankenversicherungen haben immer wieder auf eine zügige Festlegung von wissenschaftlich fundierten Identifizierungskriterien gedrängt. (4) In der Zwischenzeit haben 359.000 EU Bürger und Bürgerinnen, sowie über 104.000 deutsche Bürgerinnen und Bürger Petitionen unterzeichnet, die die EU Kommission und die deutsche Bundesregierung auffordern, Hormongifte zu stoppen. (5)
Versagt die Politik beim Schutz vor Hormongiften, dann wird es weiterhin bei einem Ansteigen der hormonbedingten Krankheiten bleiben und viele Menschen werden unnötig leiden müssen. Der finanzielle Druck auf die Gesundheitskosten durch Krankheiten, die in Verbindung mit Hormongiften stehen, wird auch weiterhin sehr hoch sein. Schätzungen sprechen von ca. 163 Milliarden Euro pro Jahr in der EU. (6) In Sachen Hormongifte, führt die EU ihr eigenes Motto der „Besseren Regulierung“ ad absurdum. (7)
Die Umweltverbände fordern die Europäische Kommission und die deutsche Bundesregierung auf, den Kriterienvorschlag so nachzubessern, dass die Belastung durch Hormongifte schnell reduziert werden kann. Nur so ist ein effektiver Schutz von Gesundheit und Umwelt zu gewährleisten.
Hintergrundinformationen
1. Siehe: Stellungnahme EDC-Free Coalition https://www.endocrine.org/news-room/current-press-releases/european-commissions-revised-proposal-limits-ability-to-protect-public-from-edcs
Stellungnahme deutsche NGO Koalition: http://hej-support.org/ngo-bundnis-veroffentlich-gemeinsame-stellungnahme-zu-edcs/
Offener Brief an BMEL, BMG und BMUB : http://hej-support.org/ngo-koalition-fordert-bundesregierung-die-kriterienvorschlage-der-eu-kommission-zur-definition-von-hormongiften-abzulehnen/
2. Siehe: http://www.edc-free-europe.org/act-on-edcs-edc-free-europe-calls-on-environment-ministers/ ; http://www.env-health.org/news/latest-news/article/commission-breached-eu-law-by
4. Siehe zum Beispiel:
http://www.edc-free-europe.org/edc-free-europe-urges-eu-ministers-to-reject-edc-criteria-proposal/
https://t.co/Xklkh0KosN
http://aim-mutual.org/press-release/aim-publishes-declaration-on-edcs/
Einige EU Mitgliedsstaaten, wie z.B. Frankreich, Schweden oder Dänemark, haben ebenfallsdie in den Kommissionsentwürfen vorgeschlagene hohe Beweislast,kritisiert. Sie betonen zudem, dass die Kriterien auch auf andere EU Gesetzgebung anwendbar sein soll, und nicht für die Regulierung von Bioziden und Pestiziden beschränkt sein sollte.
5. EU-weite Petition : https://actions.sumofus.org/a/eu-endocrine-disruptors
Gemeinsame Petition „Hormongifte stoppen!“ der deutschen NGO Koalition:
Umweltinstitut München: https://www.umweltinstitut.org/mitmach-aktionen/hormongifte-stoppen.html
BUND: https://aktion.bund.net/hormongifte-stoppen
SumOfUs: https://actions.sumofus.org/a/hormongifte-stoppen
6. Belastung durch Krankheiten und Gesundheitskosten bei Exposition gegenüber Hormongiften in der EU: aktualisierte Analyse: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27003928
Kontakte:
Natacha Cingotti, policy officer, health and chemicals, Health and Environment Alliance (HEAL): natacha@env-health.org, Tel +32 2 234 36 45
Susanne Smolka (PAN Germany): susanne.smolka@pan-germany.org, Tel +49(0)40 3991910-24
Johanna Hausmann (WECF Deutschland): johanna.hausmann@wecf.eu, Tel 0173 8010040
Alexandra Caterbow (HEJSupport): alexandra.caterbow@hej-support.org, Tel +49 179 5244994
Manuel Fernandez (BUND): Manuel.Fernandez@bund.net. Tel 030 27586-463
Christine Vogt (Umweltinstitut München): cv@umweltinstitut.orgTel 089 30774924
Wiebke Schröder(SumOfUs): wiebke@sumofus.org, Tel 0163 1617155
EDC-Free Europe is a coalition of more than 70 environmental, health, women’s and consumer groups across Europe who share a concern about endocrine disrupting chemicals (EDCs) and their impact on our health and wildlife. EDC-Free Europe is a coalition of more than 70 environmental, health, women’s and consumer groups across Europe who share a concern about endocrine disrupting chemicals (EDCs) and their impact on our health and wildlife.