19 Okt

Medien berichten über AMR durch Umweltverschmutzung

Ein neuer Bericht „Superbugs in der Lieferkette: Wie die Umweltverschmutzung durch Antibiotika-Fabriken in Indien und China die weltweite Zunahme von Arzneimittelresistenz-Infektionen fördert“ von Changing Markets zeigt die ungeheuerliche Verbindung von Pharmaunternehmen, die durch die Herstellung von Antibiotika wiederum Antibiotikaresistenzen verursachen, mit deutschen Unternehmen und Krankenkassen.

Bericht auf Tagesschau.de

Bericht der Süddeutschen Zeitung

Bericht Bayerischer Rundfunk

 

19 Okt

Neue Untersuchungen entdecken tödliche arzneimittel-resistente Bakterien in Gewässern in der Nähe von Antibiotika-Fabriken in Indien

Ein heute veröffentlichter Bericht der Kampagnen-Organisation Changing Markets in London enthüllt erstmals den Nachweis des Auftretens von arzneimittelresistenten Bakterien in der Nähe von Pharmafabriken in Indien. Der Bericht deckt auch Lieferketten auf, die die untersuchten Fabriken mit Unternehmen, dem öffentlichen Gesundheitsdiensten und Krankenhäusern in den USA und Europa in Verbindung bringt.

Vor-Ort-Recherchen durch die Investigative Agentur Ecostorm im Juni diesen Jahres und nachfolgende Analysen von Wasserproben durch Mark Holmes von der Universität Cambridge weisen hohe Konzentrationen arzneimittelresistenter Bakterien an drei indischen Standorten nach: Hyderabad, New Delhi und Chennai.

An 16 von insgesamt 34 getesteten Orten, wurden Bakterien gefunden, die resistent gegenüber Antibiotika sind. An vier dieser Orte wurden Resistenzen gegen drei Hauptklassen von Antibiotika entdeckt, einschließlich so genannter Reserveantibiotika, die erst dann zur Behandlung von Infektionen angewendet werden, wenn keine anderen Medikamente mehr wirken.

Untersuchungen öffentlich zugänglicher Lieferkettendaten und Hinweise, die durch das Informationsfreiheitsgesetz zu Tage gefördert wurden, decken auf, dass Antibiotika, die in diesen Fabriken oder in deren Nähe hergestellt wurden, an ausländische Käufer wie den britischen National Health Service (NHS), französische Kliniken und Pharmariesen wie den US Giganten McKesson, an Zentiva, der verlängerte Arm der französischen Unternehmens Sanofis, geliefert wurden.

Zunehmende Antimikrobielle Resistenz (AMR) stellt eine der gravierendsten globalen Gesundheitsgefährdung des 21. Jahrhunderts dar. Jedes Jahr sterben fast eine Million Menschen weltweit an arzneimittel-resistenten Infektionen. Laut Vorhersagen soll diese Zahl bis 2050 auf 10 Millionen steigen. Die wirtschaftlichen Verluste durch AMR belaufen sich auf 10 Billionen US Dollar. Mediziner warnen davor, dass in naher Zukunft antibiotika-resistente Infektionen allgemeine Erkrankungen, kleinere chirurgische Eingriffe und Routineoperationen zu hoch riskanten Angelegenheiten machen.

Natasha Hurley, Kampagnen Leiterin von Changing Markets sagt: „Die unsachgemäße Entsorgung von Abfällen aus der Antibiotikaherstellung gefährdet die menschliche Gesundheit, vor allem im Hinblick auf die Zunahme von Antibiotikaresistenzen. Die Entdeckung antibiotikaresistenter Bakterien im Umfeld indischer Pharmafabriken, die europäische und US amerikanische Märkte beliefern, lässt ernsthafte Fragen bezüglich der pharmazeutischen Lieferkette aufkommen.“

„Großeinkäufer von Antibiotika wie z.B. Krankenhäuser müssen sofort Lieferanten auf eine schwarze Liste setzen, die zur Verbreitung von Antibiotikaresistenzen beitragen. Sie müssen sicherstellen, dass alle Arzneimittelformen ihre Lieferkette aufräumen. Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger in Deutschland und weltweit arbeiten Tag und Nacht daran, AMR in den Griff zu bekommen. Dass die Pharmaindustrie durch ihre gefährlichen und schäbigen Praktiken dies Anstrengungen untergräbt, ist skandalös.“

Ein besonderer Übeltäter ist nach den vorliegenden Untersuchungen die Firma Aurobindo in Hyderabad. Als wiederholter Umweltsünder an eigenen Standorten in Indien, importiert Aurobindo auch Rohstoffe für die Herstellung von Antibiotika von umweltverschmutzenden Werken in China. Ausgestattet mit engen Verbindungen zum amerikanischen Pharmariesen McKesson und zu einem internationalen Netz von Niederlassungen, das einen direkten Zugang zu westlichen Exportmärkten ermöglicht, konnte Aurobindo schnell seine weltweite Präsenz ausbauen.

Aurobindo produziert auch für den deutschen Markt. Mehrere Krankenkassen, darunter die AOK, die DAK, die Barmer GEK und die Techniker Kasse, haben besondere Rabattverträge mit Aurobindo abgeschlossen.

Der heute veröffentlichte Bericht formuliert eine klare Botschaft: soll das Problem zunehmender Antibiotikaresistenzen gelöst werden, müssen Pharmaunternehmen schnell handeln und ihre Lieferkette aufräumen. Politiker müssen alle möglichen Ursachen von AMR im Blick haben und dementsprechend handeln.

„Superbugs in der Lieferkette: Wie die Umweltverschmutzung durch Antibiotika-Fabriken in Indien und China die weltweite Zunahme von Arzneimittelresistenz-Infektionen fördert“ von Changing Markets.

 

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